„Biodiversität und Landwirtschaft: (K)ein Widerspruch?“

20. März 2023

Mit Innovationen und Förderprogrammen kann mehr Naturschutz in unserer Agrarlandschaft verwirklicht werden. Aber auch bürgerschaftliches Engagement ist wichtig. Auf Einladung von NABU und SPD referierte Regina Birner am 16. März im Beurener Gemeindehaus zum Thema Naturschutz und Landwirtschaft.

BEUREN: Auf einer gemeinsamen Veranstaltung des NABU Ortsvereins Neuffen-Beuren und des SPD Ortsvereins Neuffen-Beuren-Kohlberg referierte Professorin Dr. Regina Birner von der Universität Hohenheim zum Thema „Biodiversität und Landwirtschaft: (K)ein Widerpruch?“ Die Agrarwissenschaftlerin Regina Birner ist Mitglied im Forschungsnetzwerk „Biodiversität in Pflanzenproduktionssystemen“ und vertritt die SPD im Beurener Gemeinderat. Im voll besetzten Vortragssaal des Bürgerhauses „Alte Schule“ trafen sich Naturschützer, Landwirte und interessierte Bürgerinnen und Bürger, um sich über das aktuelle Thema zu informieren und miteinander darüber zu diskutieren.

Die Ursachen für den Artenverlust in Agrarlandschaften sind vielfältig

Zu Beginn ihres Vortrags wies Regina Birner auf den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt in den Agrarlandschaften hin. „Mehr als die Hälfte der Wildbienen und ein Drittel der Ackerwildkrautarten sind der Roten Liste“, führte die Referentin aus. Die Ursachen seien durch zahlreiche Studien belegt. Dazu gehörten die Abnahme der Vielfalt in den Fruchtfolgen, der Rückgang der Weidehaltung von Rindern, die hohe Effizienz in der Schädlings- und Unkrautbekämpfung und der hohe Nährstoffgehalt der Böden. Auch größere Felder und der Rückgang von Strukturelementen, z.B. weniger Hecken und Bäume in der Agrarlandschaft, tragen erheblich zum Artenschwund in der Agrarlandschaft bei.

Auch die landwirtschaftlichen Betriebe sind gefährdet

Gefährdet ist aber nicht nur die Natur. „Auch die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen“, so Regina Birner. 1949 gab es mehr als 1,6 Millionen landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland, heute sind es weniger als 260.000. Die prekäre Einkommenssituation zwinge viele Betriebe zur Aufgabe, erläuterte die Referentin. Hinzu kommt das negative Image der Landwirtschaft, das vor allem die Bäuerinnen sehr belaste, wie neuere Umfragen in Baden-Württemberg und auf Bundesebene zeigen.

Innovationen und neue Förderprogramme helfen, aber es braucht auch bürgerschaftliches Engagement

Mit anschaulichen Bildern stellt die Referentin Innovationen vor, die zu mehr Biodiversität in Agrarlandschaften führen. Beispiele sind der Mischanbau von Silomais mit „blühenden Partnern“ wie Kapuzinerkresse, der Streifenanbau von Weizen und Raps und der Einsatz von digital gesteuerten Präzisions-Landmaschinen, einschließlich Hackrobotern. „Im Rahmen der neuen EU Agrarpolitik gibt es seit 2023 für solche Innovationen neue Fördermöglichkeiten“, erläuterte Regina Birner, jedoch seien sehr komplex und die Kompensationszahlungen nicht immer attraktiv genug. Deswegen seien auch Initiativen vor Ort von großer Bedeutung. Als interessante Beispiele nannte sie die Landschaftspflege mit Ziegen in Neuffen, die vom NABU Ortsverein mitgetragen wird, sowie die Patenschaften für Streuobstbäume in Beuren, die von der Gemeinde zusammen mit dem Obst- und Gartenbauverein organisiert werden. An den Vortrag schloss sich eine angeregte Diskussion an.

Ein Vortrag von Prof. Dr. Regina Birner zusammen mit dem NABU vom 16.03.2023, 72660 Beuren,
mehr dazu auch in den Mitteilungsblättern unter NABU und im Internet auf www.spd-neuffen.de!